Berufliches Neuland – mit Annett Weimann

Portraet Annett

Klartext – Liebe Annett, wie würdest Du Deinen beruflichen Wiedereinstieg und gleichzeitig Dein berufliches Neuland genau beschreiben?

Anstatt wie in meinem alten Job Präsentationen zu überarbeiten oder statistische Reports zu erstellen, kümmere ich mich jetzt – nach meinem beruflichen Wiedereinstieg –  als Quereinsteiger um das professionelle Erscheinungsbild von Texten. Als freiberufliche Lektorin überprüfe ich verschiedene Texte auf korrekte Rechtschreibung und Grammatik.  Auf Wunsch bearbeite ich mit meiner Textagentur auch Stil und Ausdruck der Kundentexte wie zum Beispiel Bachelorarbeiten, Fachbücher oder Blogbeiträge. Mein Ziel? Runde Texte mit Stil.

 

Motivation – Was treibt Dich an?

Ich möchte, dass meine Kunden sich professionell präsentieren können und als seriös wahrgenommen werden. Dazu gehört für mich auch eine fehlerfreie Webseite. IMG_4627Denn wenn ich Rechtschreibfehler in Zeitungsartikeln oder auf Internetseiten entdecke, fühle ich mich als Leser nicht wertgeschätzt.

Außerdem genieße ich natürlich die freie Zeiteinteilung innerhalb meiner Selbstständigkeit sehr. Die Sonne scheint? Dann fällt meine Mittagspause draußen vielleicht mal etwas länger aus. Nachmittags mit den Kindern ins Puppentheater? Das kann ich mir einrichten (dafür setze ich mich dann abends eventuell noch mal an den Rechner).

 

Überwindung – Wovor hattest Du Angst? Bzw. was hat Dich zurückgehalten, Deine Idee zu realisieren?

Kein sicheres Einkommen zu haben.

 

Unterstützer – Wer oder was hat Dir geholfen, Dein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren?

  1. Mein Ehemann unterstützt meine Entscheidungen zu 100% und hält mir bei wichtigen Abgabeterminen den Rücken frei.
  2. Meine konsequente Zielplanung gepaart mit Durchhaltevermögen. Wie ich das mache? Siehe „Welche drei Tipps gibst Du Gleichgesinnten mit auf den Weg?“
  3. Außerdem schätze ich den regelmäßigen Austausch mit Gleichgesinnten sehr, z. B. beim monatlichen Gründerinnenstammtisch in Trier („Und, wie kommst du voran?“).

 

Erfolg – Was war der schönste Moment?

Das gedruckte Ergebnis meines ersten Auftrags in den Händen zu halten: Ein Fachbuch über ein neues Computerprogramm von SAP aus dem Rheinwerk Verlag, welches ich Korrektur gelesen habe. Stolz kann ich auf meinen Namen im Impressum verweisen.

 

Neuland – Was hättest Du auf Deinem Weg nie für möglich gehalten?

Dass sogenannte glückliche Zufälle nicht einfach Zufälle sind, sondern erst dadurch entstehen, weil ich einen kleinen Schritt (und sei er noch so winzig) in die richtige Richtung gemacht habe. Das heißt, ich habe einfach den ersten Schritt gewagt und daraus ergeben sich manchmal (wie von Wunderhand) viel größere, positive Dinge. Im psychologischen Bereich nennt man dieses Prinzip „Selbstwirksamkeit“. ArbeitsmittelHier ein kleines Beispiel aus meinem Berufsleben: Ich habe mich mit einer kurzen E-Mail einem Verlag als Fachlektorin vorgestellt. Zwei Wochen später hatte ich eben von diesem Verlag eine Anfrage auf dem Tisch, ob ich sehr kurzfristig aufgrund eines Notfalls als Korrektorin einspringen kann.

 

Neuorientierung – Welche drei Tipps gibst Du Gleichgesinnten mit auf den Weg?

  1. Einfach mal anfangen! Unabhängig davon, wie klein der Schritt auch sein mag. Es muss nicht direkt die Umschulung zum Schreiner sein. Aber ein erster Schritt wäre der Holzkurs an der VHS oder im Bekanntenkreis zu fragen, wer einen Schreiner kennt und sich mit diesem auf einen Kaffee zu treffen.
  2. Vernetz dich mit Gleichgesinnten!

Such den Austausch mit Menschen aus der gewünschten Branche – online oder im Idealfall offline. Die meisten berichten sehr gern über ihre Erfahrungen. Ein Beispiel: Zu Beginn meiner Lektorentätigkeit hatte ich einige Fragen zu diesem Bereich. Daher habe ich im Internet eine Lektorin mit langjähriger Berufserfahrung ausfindig gemacht und dieser zwanglos per E-Mail ein paar Fragen zum Job gestellt. Die nette Dame hat mich tatsächlich noch am selben Abend angerufen und mir ausführlich alle meine Fragen beantwortet, obwohl sie mich überhaupt nicht kannte. Also einfach mal trauen…

  1. Setz dir schriftlich Ziele und überprüfe Sie wöchentlich!

Ich liebe Ziele und Pläne. Meine Jahresziele (beruflich und privat) habe ich schriftlich notiert, in Meilensteine heruntergebrochen und diese mit einer Deadline versehen. Jeden Montag mache ich eine Wochenplanung und gehe dabei meine Meilensteine durch. Es ist für mich okay, wenn ich meine selbstgesetzten Deadlines nicht immer einhalten kann. Somit überprüfe ich regelmäßig, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin um meine Ziele zu erreichen.

Vielleicht erkenne ich dabei, dass mir das Ziel nicht mehr wichtig ist (z.B. Webseite ausbauen, obwohl die aktuelle Version im Moment bereits ihren Zweck erfüllt). Dann kann ich dem Ziel entweder mit gutem Gewissen eine spätere Deadline zuordnen oder es einfach streichen.

 

Ressourcen – Was ist Dein Lebensmotto?

„Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Auswege.“

Wenn ich mir etwas wirklich vorgenommen habe, dann kann ich das schaffen. Es gibt immer einen Weg (manchmal ist dieser vielleicht nur ein Trampelpfad) um das Gewünschte zu erreichen. Wenn du nach Gründen und Ausreden suchst, warum etwas nicht klappt, dann ist dein Ziel vielleicht doch nicht das Richtige für dich.

 

Zukunftspläne – Was ist Dein nächstes Projekt?

Ich bin ein sehr vielseitig interessierter Mensch. Neben Sprache und Rechtschreibregeln tobe ich mich gern kreativ im Bereich Grafikdesign aus. Im privaten Umfeld habe ich bisher einige Hochzeitseinladungen und Glückwunschkarten gestaltet. Logo und Visitenkarte für meine Textagentur habe ich selbst entwickelt, da für mich das kreative Schaffen ein Ausgleich zur Textbearbeitung ist und viel Freude bereitet – so viel, dass ich mir damit ein zweites geschäftliches Standbein aufbauen möchte. Ich bin also immer noch unterwegs auf meinem persönlichen Berufungs-Weg und werde wohl mein Leben lang nicht müde Neues zu lernen und damit Neuland zu erkunden.

 

Inspiration – Wer oder was hat Dich inspiriert (Vorbilder, Bücher, etc.)?

Petra van Laak „Auf eigenen Beinen“: Ein amüsantes Existenzgründungsbuch einer alleinerziehenden Mutter von vier Kindern, die sich aus der Not heraus selbstständig macht. Eine ehrgeizige One-woman-show (nicht nur für Frauen interessant), die viel Mut macht, und auf einer wahren Geschichte beruht.

Stefan Merath „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“: Obwohl ich mittelfristig weiterhin als Freiberufler (ohne Mitarbeiter) arbeiten möchte, habe ich diesem Buch einiges an hilfreichen Tipps, Vorgehensweisen und Methoden zur Unternehmensführung entnehmen können. Das Buch ist ein Sachbuch – allerdings in Romanform geschrieben und macht es somit leichter sich in die dargestellten Beispiele hineinzudenken. Ich habe mir viel darin markiert und schaue immer mal wieder rein.

 

Freizeit – Wo trifft man Dich?

Als berufstätige Mutter von drei Kindern habe ich nur wenig Zeit, über die ich persönlich frei verfügen kann. Mein Alltag ist sehr durchgeplant und organisiert. Daher genieße ich die kleinen, freien Momente bewusst und umso intensiver, zum Beispiel bei einem Latte Macchiato mit extra viel Milchschaum draußen in der Sonne. Zum Auspowern gehe ich gern laufen oder neuerdings zum Steppaerobic (laut Duden schreibt man diese Sportart tatsächlich mit „pp“). Drinnen mache ich es mir gern mit einem guten Buch gemütlich oder lasse die Nähmaschine surren.

 

Liebe Annett,

vielen Dank für diesen spannenden Blick in Deine Selbstständigkeit!

Ich finde es großartig, wie diszipliniert und voller Elan Du Dein Business betreibst und dabei noch „nebenher“ die Großfamilie am Laufen hälst!

Ich freue mich auf unser Wiedersehen beim nächsten Stammtisch und möchte an dieser Stelle gerne alle Interessierten einladen: Wenn Sie selber gerne gründen möchten oder aber schon gegründet haben, dann schauen Sie doch mal beim Gründerinnen-Stammtisch in Trier vorbei. Annett, ich und viele andere Gleichgesinnte freuen uns über neue Gesichter und Impulse!