Berufliches Neuland – mit Philippe Kriescher

15-10_UPMANN11241Philippe ist Belgier, genauer gesagt Ost-Belgier und gehört damit zu der belgischen Minderheit, deren Muttersprache Deutsch ist.

Philippe arbeitet als Berater in einer namhaften Privatbank in Luxemburg und hat mir mit folgenden Worten (bei einem guten Glas Rotwein anlässlich des Geburtstages einer gemeinsamen Freundin) erklärt, wie sich seine berufliche Neuorientierung zugetragen hat:

„Die Idee zu dieser Tätigkeit kam mir vor zwei Jahren. Damals war ich auf der Suche nach einem klassischen blauen Anzug für eine Hochzeit. Ich verbrachte mehrere Samstage in den Geschäften der Großregion, ohne jedoch das zu finden, was ich suchte. Entweder war meine Größe nicht mehr vorhanden oder der Stoff gefiel mir nicht.

Da ich in Kleidungsfragen eigentlich nicht sehr kompliziert bin, musste es meiner Meinung nach auch noch andere Männer in dieser Situation geben.

Ich war schon lange auf der Suche nach einer Nebentätigkeit und hatte den Eindruck, sie nun gefunden zu haben. Nach reiflicher Überlegung beschloss ich also, mein Glück in dieser Branche zu versuchen und Maßanzüge zu verkaufen.

Zunächst absolvierte ich eine Ausbildung und ein Praktikum bei einem renommierten Schneider in Paris. Nach einer Marktstudie und erfolgreichen Tests mit Kollegen, Freunden und der Familie, war es Anfang 2015 endlich soweit und ich gründete Upmann.

Und da hervorragende Qualität und exzellenter Service im Privatkundengeschäft die wichtigsten Erfolgseigenschaften sind, beschloss ich, diese auch auf mein zweites Standbein anzuwenden.

Daher werden bei Upmann nur die besten Stoffe von Scabal, Loro Piana oder Holland and Sherry verarbeitet. Die Herstellung der Hemden und Anzüge findet ausschließlich in Europa statt. Die Qualität ist der asiatischen Ware hoch überlegen und die (meist familienbetriebenen) Unternehmen können auf eine lange Tradition in der Kleiderkonfektion zurückblicken.

Ich arbeite exklusiv auf Rendezvous und in der Regel außerhalb der Bürozeiten. Kundenbesuche in der Firma oder zu Hause sind ebenfalls möglich. Darüber hinaus speichert Upmann die Masse sämtlicher Kunden, dadurch sind die folgenden Bestellungen für Hemden und Anzüge sehr schnell und einfach.

 

Motivation – Was treibt Dich an?

Neben meiner Tätigkeit im Private Banking hatte ich den Wunsch, etwas Eigenes zu entwickeln und aufzubauen. Dieses Projekt hat mir geholfen meine Kreativität und meinen Unternehmergeist zu entwickeln.

Überwindung – Wovor hattest Du Angst? Bzw. Was hat Dich zurückgehalten, Deine Idee zu realisieren?

Meine größte Angst war, dass es nicht funktionieren würde. Ich hatte ja als Bankangestellter überhaupt keine Erfahrung in dieser Branche.

Unterstützer – Wer oder was hat Dir geholfen, Dein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren?

Meine Frau war und ist meine wichtigste Stütze. Sie hat mich angespornt und unterstützt, aber auch kritisch beurteilt. Außerdem hat sie mir geholfen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Stolpersteine – Welches Talent hat Dir über schwierige Phasen hinweg geholfen? Und was hast Du daraus gelernt?

Ausdauer und kritische Analyse. Bei solch einem Projekt stößt man zwangsweise auf Probleme und es laufen auch mal Sachen schief. Wichtig ist dann, mit genügend Abstand die Probleme objektiv und kritisch zu analysieren. Die Lösung findet sich dann wie von selbst.

Erfolg – Was war der schönste Moment?

Ein Banker kam an seinem ersten Urlaubstag, casual gekleidet, zur Anprobe seines neuen Anzugs. Der passte perfekt und stand ihm auch sehr gut. Der Kunde strahlte vor Zufriedenheit und war so froh, dass er den Anzug direkt angelassen hat – trotz Urlaub und warmen Wetters.

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Neuland – Was hättest Du auf Deinem Weg nie für möglich gehalten?

Die Reaktionen auf mein neues Projekt waren allesamt positiv. Alle, denen ich davon erzählte, waren interessiert, aufgeschlossen und unterstützten mich wo immer es möglich war. Es entwickelte sich eine regelrechte Dynamik, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte.

Neuorientierung – Welche drei Tipps gibst Du Gleichgesinnten mit auf den Weg?

  • nicht krampfhaft nach einer Idee suchen
  • das Projekt regelmäßig kritisch beurteilen, am besten von einer außenstehenden Person (Partner, Freunde oder Coach)
  • niemals aufgeben

 

Ressourcen – Was ist Dein Lebensmotto?

„S’il n’y a pas de solution, c’est qu’il n’ya pas de problème.“

Sinngemäße Übersetzung: „Wenn es keine Lösung gibt, liegt das daran, dass es kein Problem gibt”

 

Zukunftspläne – Was ist Dein nächstes Projekt?

2016 möchte ich gerne einen Webshop einrichten.

 

Inspiration – Welche Bücher haben Dich inspiriert?

Ich lese zwar sehr gerne aber ich bin weniger durch ein Buch inspiriert worden als durch meine Kunden in der Bank. Als Privatbanker ist man viel mit Leuten in Kontakt, die finanziell relativ unabhängig sind. Die meisten sind selbstständig und sind im Laufe der Jahre durch Höhen und Tiefen gegangen. Ich fand es schon immer faszinierend Ihnen zuzuhören und mich mit Ihnen auszutauschen. Diese Menschen sind für mich die größte Inspiration.

 

Freizeit – Wo trifft man Dich?

Ich bin gerne draußen in der Natur zum Wandern oder Radfahren. Ansonsten trifft man mich in geselliger Runde mit Freunden bei einem guten Glas Wein oder Craft Bier.

 

Lieber Philippe,

ich sage: merci beaucoup für den Einblick in Dein berufliches Neuland und  chapeau! :-)

Deine Geschäftsidee finde ich sensationell – aus zwei Gründen:

Du erweiterst Deine Tätigkeit um etwas Handwerkliches, Kreatives und vor allem sehr Selbstbestimmtes. Und gleichzeitig schaffst Du es, Deine eigentliche Kundschaft (die Privatanleger) als Zielgruppe für Dein neues Produkt zu gewinnen, ohne in Konkurrenz zu Deinem Arbeitgeber zu treten! Wenn das nicht smart ist, dann weiß ich auch nicht! :-)

Ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Freude und Erfolg bei Deiner „Zweigleisigkeit in Nadelstreifen“ (das fiel mir spontan ein und ich finde es so passend  :-) ….)!!!